Update: Lafawndah und andere ziehen sich vom in Partnerschaft mit Apartheid-Israel verbundenen Pop-Kultur-Festival Berlin zurück
22. August 2022
LAFAWNDAH:
Ich habe in den letzten Tagen erfahren, dass sich seit 2017 viele Künstler*innen mit unterschiedlichem Hintergrund vom Pop-Kultur Festival Berlin aus Protest gegen dessen Partnerschaft mit der israelischen Botschaft zurückgezogen haben.
Da ich mich gegen alle Formen von Rassismus, Fanatismus und Diskriminierung – einschließlich Antisemitismus, Islamophobie, Hass gegen Schwarze und LGBTQ+ – wende, habe ich beschlossen, mich ihnen anzuschließen.
Palästinensische Künstler*innen und Aktivist*innen, viele jüdische Organisationen auf der ganzen Welt, israelische Künstler*innen und in Berlin ansässige Queer-Aktivist*innen haben alle Teilnehmer*innen des Pop-Kultur-Festivals aufgefordert, ihre Auftritte abzusagen.
Ich stimme mit Amnesty International, Human Rights Watch und Israels führender Menschenrechtsorganisation B’Tselem überein: Israel ist ein Apartheidstaat, der Palästinenser*innen systematisch unterdrückt. Erst letzte Woche hat Israel zugegeben, fünf palästinensische Kinder bei einem Luftangriff getötet zu haben, darunter vier Kinder aus einer einzigen Familie. Während seines dreitägigen Angriffs tötete Israel im Gazastreifen 47+ Palästinenser*innen.
Pop-Kultur beschönigt mit der Fortsetzung seiner Partnerschaft mit Israel diese Verbrechen wissentlich. Die Haltung des Festivals ist eine wirkungsvolle Demonstration der Unterstützung von Rassismus, kolonialer Brutalität und Mord trotz der cleveren Marketingsprache, die Inklusion, Vielfalt und Toleranz propagiert.
Einige werden sich auch auf den unverbindlichen Beschluss des Deutschen Bundestages berufen, in dem die Forderungen der palästinensischen Zivilgesellschaft, Israel gemäß internationalem Recht zur Rechenschaft zu ziehen, verurteilt wurden. Ich möchte sie bitten zu bedenken, dass 240 jüdische und israelische Wissenschaftler*innen, darunter auch Expert*innen für Antisemitismus, sich gegen diesen Beschluss ausgesprochen haben. Sie argumentierten, dass solche Aufrufe „ein legitimes und gewaltfreies Mittel des Widerstands“ seien.
Als Reaktion auf den Beschluss und die besorgniserregende Atmosphäre politischer Prüfung und Zensur in Deutschland erklärten die Leiter*innen vieler führender deutscher Kultureinrichtungen, darunter das Goethe-Institut, dass sie „auf eine Öffentlichkeit angewiesen sind, die auf der normativen Basis der grundgesetzlichen Ordnung streitbare und kontroverse Debatten ermöglicht“. Sie fügten hinzu, dass „ihre besondere Aufmerksamkeit dabei auch marginalisierten und unbeachteten Stimmen gilt“. Sie schlussfolgerten, dass sie „die weltoffene Gesellschaft, die für die Gleichwertigkeit aller Menschen mit den Mitteln des Rechtsstaats und öffentlichen Diskurses streitet sowie Dissens und vielschichtige Solidaritäten zulässt“, verteidigen.
Ich hoffe, dass in diesem Kontext meine Entscheidung zur Unterstützung von Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit für alle, einschließlich der Palästinenser*innen nachvollzogen werden kann.
Boycott Pop-Kultur Festival / deutsch und englisch
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TRUSTFALL (Lafawndahs Band):
Liebe Freund*innen und Zuhörer*innen,
Ich wurde kürzlich eingeladen, an einem Auftritt auf dem Pop-Kultur-Festival Berlin, Deutschland, teilzunehmen. Nachdem ich mir Klarheit über die Haltung von Pop-Kultur in Bezug auf die Menschen in Palästina verschafft habe, habe ich beschlossen, meine Teilnahme an dem Festival zurückzuziehen.
Pop-Kultur erhielt und erhält weiterhin Zuwendungen des israelischen Regimes. Je nach seiner aktuellen PR-Strategie verhält sich Pop-Kultur abwechselnd intransparent und ohne jedes schlechte Gewissen, was diese Verbindung betrifft. Im Falle des diesjährigen Festivals wurden die Staatsinsignien Israels bis wenige Tage vor dem Festival von ihrer Website weggelassen, was die Ethik vieler Künstler*innen kompromittiert und ihren Lebensunterhalt gefährdet. Dies kommt einer Irreführung gleich.
Als Reaktion auf eine Reihe von Protesten und den Rückzug von Künstler*innen vom Festival lud Pop-Kultur 2018 zu einer Podiumsdiskussion ein, bei der es nominell um die Partnerschaft mit der israelischen Regierung gehen sollte. Zu dieser Veranstaltung wurde jedoch keine einzige palästinensische Stimme eingeladen.
Palästinensische Zuhörer*innen, die dagegen Einwände erhoben, wurden entweder niedergeschrien, vom Sicherheitspersonal bedrängt oder von den Podiumsteilnehmer*innen herablassend behandelt und beschuldigt, das Festival zu „politisieren“.
Auf der Bühne stand an diesem Abend der (immer noch amtierende) Vorsitzende des Kulturausschusses, der das Festival veranstaltet, Klaus Lederer, der dem Publikum unverblümt sagte, dass politische Kritik an Israel „strukturell antisemitisch“ sei. Zusätzlich zu seinem Verhalten im Jahr 2018 war Lederer 2009 einer der Hauptredner bei einer Demonstration, die offen zur Bombardierung des Gazastreifens aufrief.
Dies geht über Kunst/Kultur Washing hinaus. Lederer ist ein gewählter Beamter, der das Festival Pop Kultur nicht nur ideologisch mit einem Apartheidstaat in Einklang bringt, sondern in seiner Eigenschaft als Staatsdiener ein breiteres Engagement für die anhaltende Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung zeigt.
Die Frage von Palästina und Israel ist nicht kompliziert – Ersteres ist ein enteignetes Volk, das in einem Freiluftgefängnis lebt, Letzterer ist ein kolonialer Ethnostaat, dem von den führenden Politiker*innen der Welt ein moralischer Freibrief erteilt wurde. Aus diesem Grund verurteile ich unmissverständlich das Pop-Kultur-Festival und jede Person oder Institution, die mit dem israelischen Regime Geschäfte macht, solange das palästinensische Volk nicht frei ist.
Quelle
Boycott Pop-Kultur Festival / deutsch und englisch
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ALEWYA:
Für diejenigen, die wissen wollen, warum ich und viele andere Künstler*innen sich von Pop Kultur Berlin zurückgezogen haben. Freiheit für Palästina. Jeden. Fucking. Tag. Bis es soweit ist.
Quelle
Boycott Pop-Kultur Festival / deutsch und englisch