Kultureller BoykottOffene Briefe

Offener Brief an die Geschäftsleitung von Adidas International – Jerusalem Marathon 2011

Geschäftsleitung von Adidas International
Adidas AG
Adi-Dassler-Straße 1-2
91074 Herzogenaurach
Email: Global_Public_Relations@adidas.com

  1. März 2011

Offener Brief an die Geschäftsleitung von Adidas International

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie schon andere vor uns möchten wir Sie nachdrücklich darum bitten, Ihr Sponsoren-Abkommen für den Jerusalem Marathon 2011, der am 25. März dieses Jahr stattfinden soll, zurückzuziehen.

Wir schließen uns damit dem Aufruf des palästinensischen Nationalkomitee für Boykott, Desinvestition und Sanktionen“ (BNC) an, in dem Adidas aufgerufen wird, das Sponsoren-Abkommen für den Marathon mit der Jerusalemer Stadtverwaltung unverzüglich aufzukündigen 1.

Israel arbeitet beharrlich, systematisch und unverhohlen an der ‚Judaisierung’ Jerusalems 2. Mit diesem offiziellen, ideologischen israelischen Begriff wird eine Politik der ethnischen Säuberung gegenüber der einheimischen palästinensischen Bevölkerung bezeichnet, die die demographische Realität der besetzten Stadt ändert und damit gegen die Vierte Genfer Konvention und das Völkerrecht verstößt.

In seinem jüngsten Bericht an die Generalversammlung der Vereinten Nationen kritisierte der UN-Sonderberichterstatter und Völkerrechtler Richard Falk die Tendenz der Internationalen Gemeinschaft, die Übergriffe gegen die unter israelischer Militärkontrolle im Westjordanland und in Ostjerusalem lebenden Palästinenser nicht zur Kenntnis zu nehmen. Wegen dieser Übergriffe trägt die israelische Besatzung zunehmend die Züge eines Apartheidregimes. Richard Falk weist darauf hin, dass die Palästinenser zum Beispiel von der Benutzung der Straßen ausgeschlossen sind, die den Bewohnern der benachbarten, völkerrechtswidrigen und nur Juden vorbehaltenen Siedlungen zur Verfügung stehen 3.

Jedes internationale Ereignis, wird von Israel dazu benutzt, eine Fassade der Normalität vorzutäuschen und dient als Mittel zum Zweck, seine fortwährenden Menschenrechtsverletzungen schönzufärben. Seit 2005 gibt es eine gemeinsam finanzierte und durchgeführte Strategie der Ministerien Kultur, Tourismus und Auswärtiges, Hasbara genannt, die von dem Konflikt mit den Palästinensern ablenken soll, um Israels negatives Image weltweit aufzupolieren. Auch der Jerusalem Marathon wird vom israelischen Tourismusministerium gefördert und unterstützt die Hasbara-Strategie, um von den Verbrechen gegen die Menschheit und Kriegsverbrechen, die Israel vorgeworfen werden (Goldstone-Report 2009, im Auftrag des UN-Menschenrechtsrat) abzulenken.

Es wird Ihnen sicherlich bekannt sein, dass der Internationale Gerichtshof in Den Haag in seinem Gutachten vom Juli 2004 den israelischen Mauerbau in den besetzten palästinensischen Gebieten für illegal erklärt hat, darüber hinaus alle israelischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten, einschließlich Ost-Jerusalems für rechtswidrig erklärt und festgehalten hat, dass die von der Besatzungsmacht Israel ergriffenen Maßnahmen zur Änderung des Rechtsstatus und der demografischen Zusammensetzung des besetzten Ost-Jerusalems keine rechtliche Gültigkeit besitzen und null und nichtig sind.

Bis heute missachtet Israel nicht nur dieses Gutachten, sondern hat mittlerweile den Mauerbau sogar nahezu vollendet. Der Ausbau von nur jüdischen Menschen vorbehaltenen Siedlungen geht auch in Ost-Jerusalem unverzüglich weiter: die israelische Regierung betreibt in Ost-Jerusalem eine Politik der Enteignung und Vertreibung der einheimischen palästinensischen Bevölkerung der Stadt. Auch um dies zu verdecken, ist der Staat Israel an diesem Marathon interessiert und sucht Allianzen mit Partnern wie Ihnen.

Die palästinensische Zivilgesellschaft hat im Juli 2005, ein Jahr nach dem Gutachten des IGH, dazu aufgerufen, gegen Israel solange Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS) zu verhängen, bis Israel dem internationalen Recht genüge tut, also auch seine Verpflichtung umsetzt, den Palästinensern das unveräußerliche Recht auf Selbstbestimmung zuzugestehen 4.

In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat die Ächtung der Apartheid-Politik Südafrikas durch die meisten Länder der Welt dazu geführt, dass diese Politik beendet und eine Regierung etabliert wurde, in der alle Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt vertreten sind.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir bitten Sie dringend, Ihr Sponsoren-Abkommen des Jerusalem Marathon 2011 abzusagen.

Erteilen Sie der israelischen Politik von Apartheid, Unterdrückung und Besatzung eine Absage!

Mit freundlichen Grüßen
BDS Gruppe Berlin

Kontakt: bdsmovement-Berlin@web.de

1 Adidas: Apartheid is not fair play, drop sponsorship of Jerusalem marathon,
deutsche Übersetzung: Apartheid ist kein faires Spiel

2 s. z. B. UN Special Rapporteur, Prof. John Dugard, Human Rights Situation in Palestine and other Occupied Arab Territories (A/HRC/7/17, January 2008).

3 http://electronicintifada.net/v2/article11610.shtml

4 http://bdsmovement.net/?q=node/52U