Nakba

Nakba75: Palästinensischer Tag auf dem Herrmannplatz – zensiert!

Solidaritätsveranstaltung anlässlich des 75. Jahrestages der Vertreibung des palästinensischen Volkes aus seiner Heimat am 13. Mai 2023 auf dem Hermannplatz in Berlin, Neukölln.

Die Palästinensische Nationalkommission lud zum Gedenken an die Nakba ein – zu einem palästinensischen Tag mit Folklore, nationalen Liedern, Lyrik, Vorträgen, Podiumsdiskussionen, palästinensischen und orientalischen Spezialitäten!

BDS Berlin ist dieser Einladung gerne gefolgt!

Doch schon beim Aufhängen unseres Banners mit Logo und dem Auslegen unserer Inhalte wurde unser Stand von der Polizei genauestens inspiziert und abfotografiert – den Veranstaltern der Abbruch des Festes angedroht, sollten wir unser Logo, Bücher, Flyer zu BDS, zur weltweiten BDS-Bewegung, zu Boykottkampagnen im kulturellen Bereich nicht entfernen.

Nun wurden in diesem Land, in dieser Stadt einst Bücher – unliebsame Inhalte – verbrannt … Bücher usw. durften ausgelegt bleiben…

Gegen Ende des Festes erregte dann noch der neue „Was ist BDS?“– Flyer die polizeibeamtlichen Gemüter. Auf Nachfrage, warum die Inhalte der BDS-Bewegung für sie ein Problem seien, bekamen wir die ausweichende Antwort es ginge um den „Hintergrund“, was damit gemeint ist, wurde nicht erläutert – wir nennen das polizeiliche Willkür.

Wir waren nicht die einzigen Betroffenen. Auch andere Stände wurden inspiziert. Polizei, Ordnungsamt, Dolmetscher liefen immer wieder in größeren Gruppen über das Fest – wachten gewissermaßen mit Argusaugen darüber, dass auf diesem kulturellen Fest politische Aussagen weder dargestellt noch zum Ausdruck gebracht werden konnten. Selbst Dabke, hinlänglich bekannt als traditioneller Tanz, sollte zunächst der Kultur-Zensur zum Opfer fallen … konnte dann aber doch stattfinden!

Was ist kulturell / Kultur? Die Deutungshoheit darüber lag an diesem Tag bei der Polizei Berlin und dem zuständigen Ordnungsamt. In einem Tweet wird dies auf den Punkt gebracht: „Die einzige Nakba-Veranstaltung, die genehmigt wurde, ist eine Kulturveranstaltung – Polizei zensiert und verbietet gerade politische Stände und Reden. Klare Botschaft an die Palästinenser*innen aus dem Berliner Senat: macht Falafel und haltet eure Klappe. Beschämend.“

Die Unterstützung der israelischen Politik gilt in Deutschland schließlich als Staatsräson, also als erklärtes Gebot, dem alles unterzuordnen ist.

Wir können uns noch daran erinnern, wie in Deutschland das Verbrechen gegen die Hereros und Nama und später gegen das europäische Judentum von vielen ignoriert, in Frage gestellt und negiert wurde. Jetzt scheint es zur sogenannten deutschen Staatsräson zu gehören, dass Verbrechen der zionistischen Bewegung gegen die einheimische palästinensische Bevölkerung im Zuge der Staatsgründung Israels 1948 geleugnet und die Erinnerung daran verboten wird.

Den Palästinenser*innen hierzulande das Gedenken an die NAKBA zu verwehren, ignoriert ihre Lebenswirklichkeit und zeugt von Geschichtsvergessenheit!

Allen massiven Einschränkungen seitens der Polizei und des Ordnungsamtes zum Trotz war das Fest gut besucht! In zahlreichen Gesprächen konnte auf die aktuelle Situation in Palästina und zur Repression der Berliner Behörden und der Polizei informiert werden.

Siehe dazu auch: ELSC Statement: No to the Nakba Demo Bans, End Germany’s Criminalisation of Palestinian Existence