FlugblattverteilungFruit LogisticaLandwirtschaftliche Unternehmen

Protestaktion vor der Fruit Logistica 2016

Protestaktion am Mittwoch, den 3. Februar 2016 vor dem Haupteingang der Messe Berlin

Hände weg von den Früchten der Apartheid!

BDS Berlin verteilt bei der diesjährigen FRUIT LOGISTICA Flugblätter gegen die israelischen Exporteure von landwirtschaftlichen Produkten mehadrin, Arava und HADIKLAIM u.a., die vom Verkauf  der Früchte der israelischen Apartheid profitieren und selbst direkt involviert sind in der Kolonialisierung palästinensischer Ländereien und Ressourcen und in der Ausbeutung palästinensischer Arbeitskräfte.

Hands off the fruits of Israeli Apartheid!

Wednesday, February 3, 2016, Protest Action in front of the Fruit Logistica 2016

BDS Berlin distributes leaflets at this year’s FRUIT LOGISTICA against the Israeli exporters of agricultural products mehadrin, Arava and HADIKLAIM et al.
These companies profit from the sale of the fruits of Israeli apartheid and are directly involved in the colonization of Palestinian land and resources and the exploitation of Palestinian labour.


Bericht einer Teilnehmerin:

An die „weggucken-und-schweigen-Mentalität“ vieler Deutscher bin ich so sehr gewöhnt, dass ich bei unserem Protest heute irritiert war, dass so viele Messebesuchende aus der ganzen Welt wissen, was Israel tut (Landraub, Besatzung, Apartheid u.a.), um was es im Nahen Osten nicht geht (islamistischen Terrorismus) und was sie demzufolge bei ihrer Wahl neuer Vertragspartner tun sollten (Boykott und Desinvestition von Firmen, die von zionistischem Landraub, der Besatzung und Apartheid profitieren).

Unterschiedlich zum deutschen Publikum war auch, dass ich viele Nachfragen beantwortet habe ohne das obligatorische „yes, BUT…Hamas/Holocaust“ zu hören. Stattdessen beobachtete ich nachdenkliche Blicke und zustimmendes Nicken. Geflüchtete PalästinenserInnen aus der ganzen Welt freuen sich natürlich immer wie Keks über uns, laden uns zu Gruppenfotos ein. Ähnliche spontane Reaktionen der Freude sieht man auch auf den Gesichtern der SüdafrikanerInnen – ihre Leidensgeschichte ist nicht vergessen, ihr Befreiungskampf gibt Hoffnung.

Der Vertreter von Sainsbury versicherte mir, bei israelischen Firmen würden sie nicht einkaufen, da die jüdische Firmenleitung zionistische Produkte ablehne. Ein Blick auf deren Website verrät später jedoch schnell, dass das leider nicht stimmt. Eine spanische Messebesucherin berichtet mir kopfschüttelnd, dass zionistische Produkte auf der Messe überall zu sehen seien, „they are very powerful“. „Bandidos“ schimpft ein anderer Besucher. Ein Inder schnappt sich grinsend den BDS Flyer, „Same procedure as last year?“ fragt er? „Yes, same procedure as every year – nothing has changed!“ Kommt die Antwort. Ein Mann tritt mit bleichem Gesicht und großen, jungenhaften, fast angsterfüllten Augen auf uns zu, den Flyer fein säuberlich zusammengefaltet „I’m Israeli!“ Unsere Versicherung, dass das schon okay wäre, dass er den Flyer ruhig behalten dürfe zum Lesen, hört er schon gar nicht mehr, so schnell ist er wieder davon geeilt. Gerne hätte ich ihm noch gesagt, dass man sowas in Deutschland haben darf – nach Israel schmuggeln sollte er ihn vorsichtshalber nicht, wenn er kein Einreiseverbot riskieren will.
Das ist auch die Begründung, weshalb ich eine sehr lieb formulierte Einladung einer Israelin ablehnen muss. Abgesehen davon, dass ich israelische Apartheid ja boykottiere, habe ich als Kritikerin und BDS Aktivistin Einreiseverbot. Ohne sich davon auch nur geringfügig beeindruckt zu zeigen versichert sie mir, wie schön ihr Land sei, zeigt mir Bilder vom Sonnenuntergang im Meer – ein mir sehr vertrauter Anblick. Bekannte aus Gaza posten diese märchenhaften Momente ständig auf fb. Während ich sie weiter einfach anlächle fängt sie an zu erzählen:

„We like the palestinians. (I lächle schweigend)
We depend on them. (I lächle weiter, schweige)
Like they depend on us. (I lächle trotzdem – Schweigen…)
We like them. (Ich lächle – sie schweigt kurz)
… And we bomb them.“

Es folgt die längste Unterhaltung, die ich je mit einer zionistischen Israelin hatte. Am Ende sind wir uns einig: Man kann sein Land lieben und die Regierung hassen. Die Öl- und Waffenindustrie macht aus Politikern Marionetten und letztendlich können wir nur als Menschen gemeinsam füreinander einstehen. Ich schlage vor, z.B. diese Profiteure zu boykottieren. Jetzt lächelt SIE und drückt mir ihr Business Kärtchen in die Hand – von einer großen Agrarfirma, die in den besetzten Gebieten agiert – und sie spricht ihre letzte Einladung für mich ins schöne Israel aus, bevor sie eilig im Haupteingang verschwindet.
Böse Blicke und Kopfschütteln gibt es auch. Allen voran von Deutschen und von zionistischen Israelis. Nicht mal ein einziger lustiger „Anti-Deutscher“ hat den Weg so früh zur Messe gefunden. Schade, die Reaktionen der Messebesuchenden wäre sicher interessant gewesen „Israel – a democracy? You’re serious?“

Vielleicht ist es die für unsere Verhältnisse üppig scheinende Sonne, vielleicht sind es die Beats der Trommel und die Chants der BDS Aktiven, die mit großen Transparenten und Fahnen auf sich aufmerksam machen, vielleicht sind es die tanzenden Flugblattverteilenden, die den Geschäftsleuten so früh morgens ein Lächeln entlocken. Vielleicht ist es aber auch die Botschaft, die allmählich in den Köpfen und den Herzen ankommt:
Viva Palästina!
Es ist viel erreicht.
Es gibt noch viel zu tun.