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Redebeitrag auf der “Al-Naqba” Veranstaltung in Berlin

Redebeitrag von BDS Berlin am 16. Mai 2014 auf der Veranstaltung der palästinensischen nationalen Arbeitskommission in Berlin zum 66. Jahrestag der Nakba

Nakba Tag 16.05.2014

Sehr geehrte Damen und Herren der palästinensischen nationalen Arbeitksommission

sehr geehrte Frau Botschafterin Dr. Daibes,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

liebe Freunde

Heute würdigen wir alle Palästinenser, die in den letzten 66 Jahren ihre Heimat, ihren Besitz und ihre Freiheit verloren haben, nicht aber ihre Würde.

Ungebrochen haben sie den Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und nationale Selbstbestimmung fortgesetzt, die ihnen wie allen Menschen auf dieser Welt zustehen.

Wir erinnern uns an die Vertriebenen, an die Flüchtlinge in aller Welt und im eigenem Land, und an jene politischen Gefangene, die jahrelang ohne Anklageerhebung, ohne fairen Prozess in israelischen Gefängnissen sitzen. Wir erinnern uns an alle, die ihr Leben für ein freies und unabhängiges Palästina verloren haben.

Erst gestern wurden Muhammad Abu Al-Thahr und Nadim Nuwara, 17 und 22 Jahre alt, bei ihrem Protest zum Nakbatag von der israelischen Armee getötet.

So sehr uns diese Erinnerungen schmerzen, so sehr müssen wir doch nach vorne schauen, uns nach vorne bewegen, uns aus der Opferrolle befreien und unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen.

Die weltweit agierende Kampagne für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen, BDS, die von der palästinensischen Zivilgesellschaft in 2005 ausgerufen wurde, ist heute eine der wichtigsten und wirksamsten Mittel, sich auf internationaler Ebene für das Selbstbestimmungsrecht aller Palästinenserinnen und Palästinenser einzusetzen.

Angesichts Israels anhaltender Verstöße gegen die Rechte des palästinensischen Volkes und gegen internationales Recht und in Anbetracht der Tatsache,

dass die internationale Staatsgemeinschaft ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen nicht nachkommt, um Druck auf Israel als Besatzungs- und Kolonialmacht auszuüben, und

inspiriert von dem gewaltlosen Kampf der Südafrikaner gegen die Apartheid in Südafrika, und

im Sinne der internationalen Solidarität, moralischen Standfestigkeit und des Widerstands gegen Ungerechtigkeit und Unterdückung,

ruft die palästinensische Zivilgesellschaft Sie auf, weitgreifende Boykotts, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel durchzusetzen.

Diese gewaltlosen Strafmaßnahmen müssen solange aufrecht erhalten bleiben, bis Israel seiner Verpflichtung nachkommt, den Palästinenser das unveräußerliche Recht auf Selbstbestimmung zuzugestehen und zur Gänze den Maßstäben internationalen Rechts entspricht, indem es:

  1. die Besetzung und Kolonisation allen arabischen Landes beendet und die Mauer abreißt;
  2. das Grundrecht der arabisch-palästinensischen Bürger Israels auf völlige Gleichheit anerkennt; und
  3. die Rechte der palästinensischen Flüchtlinge, in ihre Heimat und zu ihrem Eigentum zurückzukehren, wie es in der UN Resolution 194 vereinbart wurde, respektiert, schützt und fördert.

In den vergangenen Jahren ist BDS zu einer weltweiten Kampagne gewachsen, in der sich Aktivist_Innen aus aller Welt beteiligen (im Übrigen auch etliche Jüdinnen und Juden in Israel und anderen Ländern), und die bereits viele Erfolge erzielt hat. Nur um einige zu nennen: die Deutschen Bahn AG hat ihre Teilnahme am völkerrechtswidrigen israelischen Schnellbahnprojekt A1 zwischen Jerusalem and Tel Aviv aufgegeben, und die Deutsche Bank hält sich aus der Zusammenarbeit mit der größten israelischen Bank Hapoalim zurück.

BDS ist ein legitimes Mittel, um gegen die rechtswidrige und menschenverachtende Politik Israels zu protestieren und Druck auf Israel auszuüben. BDS schließt die Palästinenserinnen und Palästinenser, die auf der ganzen Welt verstreut und zerteilt im Exil leben, zusammen und gibt uns neue Wege der Hoffnung und neue Möglichkeiten des gewaltlosen Protests und Widerstands. Jeder kann von sich aus mit kleinen Schritten anfangen, diese Kampagne zu unterstützen.

Wir können das Ziel eines gerechten, selbstbestimmten Lebens für alle in einem freien Palästina nur erreichen, wenn wir uns vereinen und mit einer Stimme reden.

Wir möchten alle ermuntern, die vielen Möglichkeiten des zivilen Widerstandes zu ergreifen, und Sie herzlich einladen, an Protestaktionen teilzunehmen, die im Rahmen dieser Kampagne regelmäßig in Berlin stattfinden, so wie einige von Ihnen das ja bereits seit langem tun.

Deutschland und die Deutschen tun sich aufgrund ihrer historischen Schuld schwer, diesen Weg mit uns zu gehen und die Palästinenserinnen und Palästinenser in ihrem Befreiungskampf zu unterstützen. Sie fürchten Assoziationen mit dem „Judenboykott“ in Nazideutschland.

Doch der Boykott der Nazis gegen die Juden war staatlicher Terror gegen eine entrechtete Minderheit. Er bereitete die spätere Vernichtung vor. Dagegen ist BDS die gewaltlose Kampagne einer Graswurzelbewegung gegen einen Staat, der ein entrechtetes Volk aus Land und Besitz vertrieben hat und seit Jahrzehnten kolonisiert.

Unsere Eltern und Großeltern haben Palästina immer in ihren Herzen getragen, egal wo sie sich auf dieser Welt aufhielten, und wir werden dies heute weiter tun, bis Palästina frei ist.

Im Namen der Berliner Gruppe der globalen Kampagne für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel möchte ich mich herzlich für Ihre Einladung bedanken. Ich hoffe sehr, viele von Ihnen in der Zukunft bei gemeinsamen Aktionen zu sehen.

Vielen Dank.

Hier die gesamte Veranstaltung, ab Minute 26:00 beginnt der Redebeitrag von BDS Berlin:

Hier der Redebeitrag von Khaled Barakat, coordinator of the Campaign to Free Ahmad Sa’adat,  calling for the liberation of Palestinian prisoners and mobilization of the Palestinian community to revive the political path of the Palestinian revolution (arabisch mit englischen Untertiteln).