Offene Briefe

BVG-Werbung auf der Berliner TRAM

Urlaub in Tel Aviv und Jerusalem – „Zwei sonnige Städte, Eine Reise“?

Berlin, 21.01.2019

Liebe Verdi-Vertrauensleute, Kolleginnen und Kollegen bei der BVG

   aktuell wirbt die BVG auf ihren Fahrzeugen dafür, Urlaub in Tel Aviv und Jerusalem zu machen. Die Kampagne hat drei bildliche Hauptelemente, ein weibliches Model, das in beiden Städten zu sehen ist, die Namen der Städte in den Farben der Regenbohnenfahne, sowie den Schriftzug „Zwei sonnige Städte, Eine Reise“.

Unbeschwert können Besucher*innen ihren Urlaub in Israel/Palästina allerdings nur genießen, wenn sie davon absehen, dass sie sich in einem Land bewegen, am Strand liegen, uralte Kulturstätten bewundern, während zugleich nebenan Menschen ihrer elementarsten Grundrechte beraubt sind. Das betrifft insbesondere arbeitende Menschen, die sich zwar wie Sie, wie wir gewerkschaftlich organisieren, aber auch in dieser Hinsicht, was Arbeiter*innen-Rechte angeht, massiv diskriminiert werden – weil sie Palästinenser*innen sind.

Wir sprechen Sie an, da Sie die Fahrzeuge, auf denen die Werbung zur Schau gestellt wird, fahren und warten. Wir möchten Ihre Aufmerksamkeit auf Israels Menschenrechtsverletzungen gegen die palästinensische Bevölkerung lenken. Dieser ist zum überwiegenden Teil der Zugang zu den in der Werbung angepriesenen Orten verwehrt. Ostjerusalem gilt als besetztes Gebiet und Israels Souveränität über dieses Territorium wird weder von der EU noch der UNO anerkannt und als eine klare Verletzung internationalen Rechts verurteilt.

Die Werbung mit der Regenbogenfahne ist zudem ein Affront gegenüber der LGBTQ Bewegung, deren Vertreter*innen sich immer wieder, auch in Berlin, dagegen verwehren, dass Israel sie instrumentalisiert, um ein positives Image des Landes in die Welt zu projizieren, das sich angesichts seiner systematischen Menschenrechtsverletzungen und der laufenden Missachtung des Internationalen Rechts (siehe Bau und Erweiterung der völkerechtswidrigen Siedlungen) weltweit einer immer harscheren Kritik ausgesetzt sieht, darunter auch seitens bedeutender jüdischer Organisationen.

Die Werbung schließt indirekt einen Teil der deutschen bzw. Berliner Stadtgesellschaft aus, nämlich deutsche Bürger*innen palästinensischer Herkunft.  Ihnen wird systematisch die Einreise nach Israel verweigert. Wir empfinden es als unzumutbar, dass diese diskriminierende Praxis, die Berliner Bürger*innen betrifft, durch die Werbung auf Berliner Trambahnen beschönigt bzw. geleugnet wird. Das ist besonders empörend angesichts der Tatsache, dass das öffentliche Verkehrssystem auch durch Steuergelder finanziert wird und im öffentlichen Raum die Gleichheit aller Bürger*innen zu gelten hat. Daher appelieren wir an Ihr Gewissen und bitten Sie darum, sich für die Entfernung der diskriminierenden Werbung einzusetzen. 

Gerne würden wir mit Ihnen, Kolleginnen und Kollegen bei der BVG, über diese fragwürdige Werbekampagne auf Berliner Straßenbahnen sprechen. Viele der hier kurz skizzierten Punkte können wir Ihnen genauer erläutern. Wir würden uns über eine Antwort Ihrerseits und ein Gespräch mit Ihnen freuen.

Mit solidarischen Grüßen,

kontakt@bdsberlin.org